"Eins vorneweg: WIR sind Bayern München. WIR sind 300.000 Mitglieder. WIR sind der Verein!
Warum ich das so plakativ direkt als Aufhänger nutze? Dieses WIR-Gefühl, das diesen Verein so ausgezeichnet und mich in seinen Bann gezogen hat, kann ich seit 2,5 Jahren nicht mehr so richtig wahrnehmen. Die Gründe sind banal und doch tiefgehend in meine Gedanken- und Gefühlswelt.
Der Grund für diesen Text ist der Auftritt von ULI HOENEß im Doppelpass am vergangenen Sonntag. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich Schlimmstes befürchtet. Wir erinnern uns noch alle an die „legendäre“ Grundgesetz-PK. Unterm Strich war es aber harmloser als gedacht. Auch, da eigentlich sehr kritische Zeitgenossen in der Runde komischerweise verdammt handzahm waren. Überraschte mich ein wenig und lässt für mich auch die Frage nach dem Wieso im Raum stehen Aber das wäre wieder eine andere Thematik.
"Früher wollte ich sein, wie Uli Hoeneß. Heute bin ich mir nicht mehr sicher."
Mit diesen Worten hat Johannes Bachmayr auf der Jahreshauptversammlung des FC Bayern München seine kritische Rede an die Vereinsführung des FC Bayern München eröffnet.
Schon mit diesen zwei Sätzen hat Bachmayr ausgesprochen, was viele Fans seit langem bewegt: Uli Hoeneß war lange Zeit alles für den FC Bayern.
Darum haben fast alle von uns ihm den Rücken gestärkt, als er im Rahmen seines Steuerprozesses verurteilt wurde. Wir haben ihm einen fulminanten Abschied, verbunden mit dem Versprechen, auf ihn zu warten und ihn natürlich wieder aufzunehmen, bereitet.
Uli selbst hat den Weg dafür geebnet, dass der Verein in seiner Abwesenheit funktioniert. Hopfner, Rummenigge, Sammer, Reschke, die Planung für das NLZ - die Zukunft schien zu schön, um wahr zu sein.
Uli Hoeneß kam zurück und kündigte an, ein sehr aktiver Präsident sein zu wollen. Das war gut - schließlich waren alle Entscheidungen, die er vor seinem Rücktritt getroffen hatte, unglaublich positiv.
Doch seit seiner Wieder-Inthronisierung 2016 fühlen sich viele von uns wie in einem Alptraum, der nicht endet, sondern quasi wöchentlich schlimmer wird.
"Uns" und "wir", das sind Fans und Mitglieder, die nicht mehr zusehen möchten, wie Uli Hoeneß den Verein um Jahre zurückwirft und beschädigt und dabei sein eigenes Denkmal zerstört. Vor der JHV 2018 dachten wir, Uli Hoeneß wäre zu mächtig, unsere Denkweise und unsere Kritik würde verpuffen und vom großen Rest der Mitglieder erstickt werden.
Seit der JHV wissen wir: Wir sind viele!
Der FC Bayern hat immer polarisiert und musste extreme, oft auch ungerechte Kritik einstecken. Als Bayernfan ist das Alltag, man lernt damit zu leben, fühlt sich dadurch vielleicht sogar bestärkt. Uli Hoeneß war immer vorne dabei und hat Kritik ausgehalten oder erwidert. Doch wir können uns nicht mehr damit identifizieren, was Uli Hoeneß sagt und wie er es sagt. Er spricht nicht mehr für uns. Schlimmer, Uli Hoeneß konterkariert mittlerweile vieles von dem, was wir immer als "mia san mia" wahrgenommen haben, was für uns Grundlage und DNA unserer Bayernliebe war.
Uli Hoeneß' Handeln und Denken zieht uns mittlerweile den Boden unter den Fan-Füßen weg. Immer wieder stehen wir nach Interviews da und sagen: "DAS kann doch nicht sein. Warum sagt er denn so etwas? Warum tut er das? Das ist doch nicht mein Präsident? Dafür steht mein Verein doch nicht?!"
Mit seiner Reaktion auf der JHV 2018 und den Tagen danach, als die Kritik als "Kampagne der Springer-Presse", als von langer Hand geplant, als Lügen und Unwahrheiten abgebügelt wurde, hat Uli Hoeneß eine Grenze überschritten.
Damit wird er seiner Verantwortung als Präsident des FC Bayern gegenüber der Öffentlichkeit und insbesondere gegenüber den Mitgliedern des Vereins in keiner Weise gerecht.
Wir sind viele, und wir sehen nicht zu, wie Uli Hoeneß UNSEREN Verein und sein eigenes Lebenswerk derart beschädigt.
Wenn die kritisierten Punkte fast alle falsch und unwahr sind, wenn Bachmayr und alle, die seiner Meinung sind und sich gut durch ihn vertreten fühlten, falsch liegen, dann ist es doch für einen so erfahrenen Präsidenten wie Uli Hoeneß leicht, die Punkte zu entkräften. Ohne Polemik, ohne Ausweichen, ohne Halbwahrheiten.
Wir sammeln auf dieser Seite nun die Punkte aus der JHV und ergänzen diese um eigene Beobachtungen zu Vorgängen im Verein. Wir hoffen, dass Uli Hoeneß Stellung dazu nimmt. Und wir verpflichten uns, die jeweiligen Beobachtungen um neue Erkenntnisse und die eventuellen Rückmeldungen des FC Bayern und Uli Hoeneß zu ergänzen.
Wir möchten Uli Hoeneß nicht beschädigen. Aber wir haben den Eindruck gewonnen, dass niemand in seinem Umfeld dahingehend einwirken kann, eine Wende herbei zu führen. Darum muss es nun der Druck der Vereinsmitglieder sein, der Uli Hoeneß dazu bringt, seinen Abschied zu nehmen. Und wir wollen, dass das in Frieden geschieht. Gemeinsam und zukunftsorientiert, mit der Priorität, Lösungen für die Zukunft zu finden und Uli Hoeneß trotzdem noch als den "Mister FC Bayern" zu sehen, der er lange für uns war. Darum fordern wir Uli Hoeneß auf:
Treten Sie 2019 nicht wieder an! Werden Sie Ehrenpräsident! Im Sinne des Vereins und Ihres Lebenswerkes! Machen Sie den Weg frei für die Zukunft, für die Sie schon den Grundstein gelegt hatten!
Denn Ihr tragischer, Ihr fundamentaler Irrtum, Herr Hoeneß, ist: Nicht durch Kritik und auch nicht durch Polemik könnte der FC Bayern einmal nicht mehr "Ihr" FC Bayern sein. Der FC Bayern war noch nie "Ihr" Verein"! Oder, wie Johannes Bachmayr es treffend formulierte: